AUFKLÄRUNG
(1720-1785)
Allgemeine Tendenzen:
- pädagogischen Bemühungen, Ausbildung von Vernunft
- Ideen der Toleranz, des Weltbürgertums
- Ziel: allseitige und selbstständige Entwicklung des menschlichen Geistes
- Vollendung der Bemühungen, den Menschen aus jenseitigen Bindungen zu lösen
- „Deismus“ – philosophische Religion, die Welt ist zwar von Gott erschaffen, aber ihr gesetzmäßiger Verlauf ist vom Wirken Gottes unabhängig, Gott bleibt Hüter des Sittlichen
- Lexika und Zeitschriften, Enzyklopädien
- Moralische Wochenschriften – vermitteln Bildung – Beispiele: Der Vernünftler
- Literaturzeitschriften: Der Teutsche Merkur (1773-1810) – die erste bedeutende deutsche Literaturzeitschrift – Herausgeber C. M. Wieland
Briefe, die Neueste Literatur betreffend (1759-1765) – Herausgeber Nicolai

Was ist Aufklärung?
Die wohl bekannteste Definition der Aufklärung stammt von Immanuel Kant (1724-1804) – Sie
findet sie unter der folgenden Web-Adresse:
http://de.wikipedia.org/wiki/Beantwortung_der_Frage:_Was_ist_Aufkl%C3%A4rung

Philosophie:
- Rationalismus – René Descartes (1596-1650) – die Vernunft als das wichtigste Instrument der
Erkenntnis
- Empirismus – John Locke (1632-1704), David Hume (1711-1776) – Quelle des Denkens uns
Erkennens nicht Vernunft, sondern Sinneswahrnehmungen und Erfahrungen
- Monadenlehre – Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) – jede Stufe des Daseins strebt nach
der „besten aller möglichen Welten“, nach dem Übergang in die nächst höhere Monade, die
höchste Monade ist Gott
- Christian Wolff (1679-1754)

Erste Phase der Aufklärung 1720-1740
Johann Christoph Gottsched (1700-1766): Versuch einer critischen Dichtkunst vor die
Deutschen (1930) – Abwendung vom Stil des Barock, 2 Autoritäten anerkannt: Aristoteles und
Horaz – Ziel der Dichtung ist die Nachahmung der Natur (Natur dabei als Walten eines
vernünftigen Prinzips, dem ein Plan zugrunde liegt) – deshalb muss es auch für Dichtkunst
vernünftige Regeln geben
- Orientierung an der formstrengen und rationalistischen Literatur Frankreichs, Ablehnung der
englischen Literatur – Vernunft der Phantasie entgegengesetzt
- Bevorzugung der französischen Dichtung – das französische klassizistische Drama als Vorbild
- Gottsched übersetzte fr. Dramen ins Deutsche
- Forderung der drei Einheiten (der Einheit der Handlung, des Ortes und der Zeit)
- Handlungen der Personen müssen wahrscheinlich sein
- Heldentypus: ein sich durch Vernunft vervollkommnendes Wesen, vernünftiges Handeln,
Bändigung der Triebe
- Reformierung des Theaters – Gottsched verwarf die Elemente der derben Komik in den
Barockdramen und in den englischen und italienischen Komödien (Commedia dell´arte), der
Hanswurst wurde als Vertreter der derben Komik 1737 von der Bühne verbannt - Gottsched
reformierte Theater der Wandertruppen (dann – ernst, moralisierend)
- Der sterbende Cato (1732) – Gottscheds Dramen jedoch wenig Erfolg, starre Ansichten
Literaturstreit
- zwischen J. Ch. Gottsched und den Schweizern J. J. Bodmer und J. J. Breitinger – Streitpunkt
= Das verlorene Paradies (Paradise Lost, 1667) des Engländers J. Milton (Bodmer hat dieses
Werk 1732 ins Deutsche übersetzt) – sehr individuelle und symbolhafte Sprache – nach
Bodmer und Breitinger hat die Phantasie in der Literatur eine wichtige Rolle – Bodmer,
Breitinger: Literatur als Darstellung des Möglichen; strenge Regeln nicht notwendig x
Gottsched: Literatur als Darstellung des Wirklichen; strenge Regeln

Zweite Phase der Aufklärung 1755 - 1770
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
- die ersten Dramen unter Einfluss von Gottsched, dann Abwendung, wurde zum Kämpfer
gegen die Anhänger der französischen Klassik, Vorbild: englische Literatur
- Gattung des bürgerlichen Trauerspiels nach dem englischen Vorbild, Begriff aus dem
Französischen übersetzt („drame bourgeois“, Diderot) – mit dem wachsenden Bewusstsein des
Bürgertums verlor die Ständeklausel an Bedeutung – das bürgerliche Trauerspiel stellt ein
Beispiel der Überwindung der Ständeklausel dar – das Tragische erfuhr hier eine
psychologische, subjektive Deutung – die Identifikation der Zuschauer mit den Handlungen und Personen möglich
- Miß Sara Sampson (1755) – ein bürgerliches Trauerspiel
Minna von Barnhelm oder das Soldatenstück (1767) – Lustspiel
Emilia Galotti (1772) – bürgerliches Trauerspiel – als erstes der politischen Dramen in
Deutschland gedeutet
Nathan der Weise (1779) – analytisches Drama
Hamburgische Dramaturgie (1767-1769) – dramentheoretische Schrift, unter der Mitwirkung
an dem neu gegründeten Hamburgischen Nationaltheater
Christoph Martin Wieland (1733-1813)
- Geschichte des Agathon (1766/67) – Bildungsroman – mit diesem Roman fängt die Tradition
des Bildungsromans in Deutschland an – spielt in Griechenland – Agathon erlebt alle Stufen
der menschlichen Existenz vom Sklaven bis zum Herrscher
Kleine literarische Formen

Formen, die dem pädagogischen Zwecke eignen – Lehrgedicht, Aphorismus, Fabel, Feuilleton
Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769): Lehrgedichte und Erzählungen
Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799): Bemerkungen vermischten Inhalts (Aphorismen)
Justus Möser (1720-1794): Patriotische Phantasien (Feuilletons)


(NACH: Baumann, Barbara; Oberle, Birgitta: Deutsche Literatur in Epochen.
München: Hueber, 1995.)



Last modified: Thursday, 27 September 2012, 2:43 PM