KLASSIK
(1786-1832)

Abgrenzung:
- beginnt mit der italienischen Reise Goethes (1786-1788)
- Tod Schillers 1805
- im 18. Jh. – „Klassik“ = v. a. römische und griechische Antike

politischer Hintergrund:
- Französische Revolution und ihr Einfluss, Napoleonische Kriege, Befreiungskriege

philosophische Grundlagen:
Johann Joachim Winckelmann (1717-1768): Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst (1755) – wissenschaftliche Abhandlung von der griechischen Kunst, wurde für das Schönheits-Ideal der Klassik programmatisch – „edle Einfalt und stille Größe“
Immanuel Kant (1724-1804) – Sittengesetzt als allgemeines Gesetz für den Menschen – in der Form des kategorischen Imperativs: „Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person als in der Person eines jeden andern jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als
Mittel brauchst.“
Schillers Kant-Studium
Friedrich Schiller (1759-1806)
- von Leibnitz und Shaftesbury übernahm er den Begriff der Harmonie
- das Ideal der Versöhnung in der ästhetischen Harmonie
- Schönheit, Anmut, moralisches Handeln
- „schöne Seele“ – ein von Natur aus harmonischer Mensch, Pflicht und Neigung stimmen überein
- Erhabenheit – überwindet die Neigung, wenn sich Pflicht und Neigung nicht im harmonischen Verhältnis befinden
- ästhetische Erziehung sollte zur Verwirklichung der Kultur beitragen, die wieder „Natur“ ist, d.h. im Einklang mit der Welt besteht
Wilhelm von Humboldt (1767-1835) – Ästhetiker, Sprachforscher, geistiger Begründer der Berliner Universität – verkündete Humanitätsideal der Klassik, forderte auf zur menschlicher Vollendung durch harmonische Bildung, Vorbild: Antike, Wert des Menschen = sein Beitrag zur Bereicherung der Kultur

Kunstauffassung:
- antikisierende Kunstauffassung
- eine auf die geschlossene Form („Vollendung“) gerichtete Kunst
- Ideal: ein in sich ruhender, guter und schöner Mensch; Übereinstimmung von Gemüt und Verstand
- Humanitätsideal – Ziel: reine Menschlichkeit
- richtunggebend für den Menschen: das Gute, Wahre und Schöne
- freie Selbstbestimmung und Selbstvollendung des Menschen
- Natur als geordnetes Reich ohne Willkür und Gewalt
- der Mensch erlebt das Weltganze im Gefühl der Einheit, Disharmonien gehen unter
- Kulturverklärung – Aussöhnung des Menschen mit der Kultur und Gesellschaft
- Bändigung, Formung, Normung
- das Wesen der Schönheit = Harmonie zwischen sinnlichem Trieb und Vernunft (Schiller)

Drama:
- Freiheit, Charakter und Schicksal, Schuld und Läuterung
- Sprache – gebunden an Vers (v. a. Jambus) – allgemeingültige Formulierungen gesucht
- Elemente und Verfahrensweisen der Antike

Roman:
- Bildungsroman
- Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795)

Lyrik:
- Idealisierung, die Klärung des Individuellen zum Allgemeingültigen
- Themen: Ordnung der menschlichen Gesellschaft, Verantwortlichkeit des Ich, gesetzliche Fügung der Welt
- Leib als Kunstwerk

Zentrum der Klassik:
Weimar

Vertreter und Werke:
Johann Wolfgang Goethe von Goethe (1749-1932):
Iphigenie auf Tauris (1787, Trauerspiel)
Egmont (1788, Trauerspiel)
Torquato Tasso (1790, Schauspiel)
Römische Elegien (1795, Gedichtzyklus))
Venezianische Epigramme (1796)
Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795, Roman)
Xenien (1797, Epigrammsammlung, mit Schiller)
Balladen (1797)
Hermann und Dorothea (1797, Versepos)
Die Metamorphose der Pflanzen (1799, Elegie)
Faust. Ester Teil (1808, Tragödie)
Die Wahlverwandtschaften (1809, Roman)
West-Östlicher Divan (1819, Gedichtzyklus)
Wilhelm Meisters Wanderjahre (1821, Roman)
Faust. Der Tragödie zweiter Teil (1832)

Friedrich Schiller (1759-1805)
Dom Carlos, Infant von Spanien (1787, Drama)
Balladen (1797)
Wallenstein (1800, „dramatisches Gedicht“)
Maria Stuart (1801, Trauerspiel)
Die Jungfrau von Orleans (1801, „romantische Tragödie“)
Die Braut von Messina oder Die feindlichen Brüder (1803, Trauerspiel)
Wilhelm Tell (1804, Trauerspiel)

(NACH: Baumann, Barbara; Oberle, Birgitta: Deutsche Literatur in Epochen.
München: Hueber, 1995.)



Last modified: Thursday, 27 September 2012, 2:43 PM