ROMANTIK
(1798-1835)

Philosophie:
Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) – Wissenschaftslehre (1794) - das Ich wird in den Mittelpunkt der Welt gerückt – das Ich ist der Außenwelt überlegen, das Subjekt ist dem Objekt überlegen (sog. subjektiver Idealismus), Ich als Schöpfer – als Vermittler zwischen dem Ich und Nicht-Ich (der Außenwelt) = Einbildungskraft
Friedrich Wilhelm Schelling (1775-1854) – Ideen zu einer Philosophie der Natur (1797) – Natur und Geist bilden eine Einheit, Allen im Universum ist beseelt

Philosophie der Romantik allgemein:
- Wissen, Glauben, Philosophie und Religion sind für die romantikem nicht voneinander getrennt
- zentrale Erfahrung der Romantik: Todeserlebnis
- Nähe der Romantik zum Katholizismus
- Fortsetzung der Linie der deutschen Mystik (Novalis, Fichte)

Verhältnis zu den vorangegangenen Epochen:
- Kritik der Aufklärung, die durch Überbetonung der Vernunft eine Entpoetisierung und Prophanierung des Lebens bewirkte
- Distanz zur Klassik

Kunstauffassung:
- nach der romantischen Auffassung sollte das ganze Leben „poetisiert“ werden
- Vereinigung von Geist und Natur, Endlichkeit und Unendlichkeit, das Vergangene und das Gegenwärtige
- die Phantasie, das Schöpferische betont
- wichtiger als Vollkommenheit ist die Sehnsucht und das Streben nach etwas – deshalb auch Vorliebe für das Unvollendete, Fragmentarische – zeigt sich in der Form der Werke
- Autonomie der dichterischen Welt – absolute Freiheit des schöpfenden Geistes
- Bewunderung für die Kunst des Volkes – Volksdichtung – Wiederentdeckung der Gattungen wie Märchen, Volkslied, Volksbuch, Sage
- die Form des Fragments
- romantische Ironie
- Bevorzugung des deutschen Mittelalters vor der Antike
- die Nähe der Kunst zur Religion
- Nacht-Philosophie – Novalis
- Betonung des Volkstümlichen – Zusammenhang mit dem politische Kampf um die Unabhängigkeit – Napoleonische Kriege und Befreiungskriege mit Frankreich
- Verflechtung der Phantasie und Wirklichkeit, die Welt der Märchen, des Irrealen existiert neben der alltäglichen Realität; Grenzen zwischen dem Wunderbaren und der Realität sind aufgehoben, verwischen

Wichtige Themen: Abgründe der Seele, Traum, Sehnsucht, Unbewusstes, Dämonisches, Mittelalter, Goldenes Zeitalter (Ideal in der Vergangenheit, als Menschen noch in Einheit mit Natur lebten), Liebe, Freundschaft, Kunst, Religion, Wandern

Vertreter:
1) JENA
Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773-1798) – "Herzensergießungen des kunstliebenden Klosterbruders" (1797) – Künstlerbiographien in 18 Aufsätzen (Dürer, Rafael, Leonardo da Vinci etc.) – der Künstler versteht die Natur als Sprache Gottes – Künstler ist bei Wackenroder der Vermittler zwischen Gott und dem Menschen
Ludwig Tieck (1773-1853): "Franz Sternbald´s Wanderungen" (1789) – Künstlerroman, Fragment – Wanderung von Franz, des Schülers Dürers
Friedrich Schlegel (1772-1829): – Jena, begründete in Berlin die Zeitschrift "Athenäum" (Mitarbeiter Tieck, Wackenroder, Novalis u. a.
- prägte die für die Romantik zentralen Begriffe „romantische Ironie“ und „progressive Universalpoesie“
- Romanfragment "Lucinde" (1799)
August Wilhelm Schlegel (1767-1845)
Novalis (1772-1801; Dichtername, eigentlich Friedrich von Hardenberg)
- Roman "Heinrich von Ofterdingen" (1802) – spielt im Mittelalter, Hauptfigur Heinrich von Ofterdingen ist ein Minnesinger – von diesem Roman stammt das typisch romantische Motiv der Blauen Blume (Symbol für unerfüllbare Sehnsucht nach dem Unendlichen)
- "Hymnen an die Nacht" (1800) – das typisch romantische Motiv der Nacht

2) HEIDELBERG
- nach 1805
- große Aufmerksamkeit der Wiederentdeckung, Sammlung und Überarbeitung der Volksbücher gewidmet
Clemens Brentano, Achim von Arnim: "Des Knaben Wunderhorn" (1808) – Sammlung von alten deutschen Liedern und Gedichten
Jacob Grimm (1785-1863), Wilhelm Grimm (1786-1859): "Kinder- und Hausmärchen" (1812)
Wilhelm Hauff (1802-1827) – Autor von Kunstmärchen
Ludwig Tieck (1773-1853) – Kunstmärchen, Novellen
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (1776-1822): "Der goldene Topf" (1814) – Novelle
"Die Lebensansichten des Katers Murr nebst fragmentarischer Biographie des
Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makularblättern" (1820) – Roman in Fragmenten
- Verschmelzen der Realität und einer phantastischen Welt
Joseph von Eichendorff (1788-1857) - Lyrik

(NACH: Baumann, Barbara; Oberle, Birgitta: Deutsche Literatur in Epochen.
München: Hueber, 1995.)

Zuletzt geändert: Donnerstag, 27. September 2012, 14:43