Deutsche Literatur von ihren Anfängen bis zum Ende des frühen Mittelalters (750-1170):

Die Hauptsprache des frühen und hohen Mittelalters war Latein. Fast alle Zeugnisse aus Politik, Verwaltung Geschichtsschreibung, Theologie und anderen Wissenschaften wurden in lateinischer Sprache geschrieben. Erst im 8. Jh.n. Chr. Begann die Überlieferung in deutscher Sprache, und zwar in den verschiedenen althochdeutschen Dialekten. Diese entwickelten sich später zum Mittelhochdeutschen und dessen Varianten.

Das älteste Zeugnis der deutschen Literatur ist der Abrogans, ein lateinisch-deutsches Wörterbuch. Es entstand etwa um 760 in Freising:

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Das einzige Heldengedicht, das uns in althochdeutscher Mundart germanisches Gedankengut vermittelt, ist das Hildebrandslied. Es wurde von zwei Mönchen um 830-840 in Fulda aufgeschrieben. Das Fragment dieses Liedes ist in der Form des Stabreimverses (Alliteration) geschrieben.

In germanisch-heidnische Zeit reichen auch die Zaubersprüche zurück, mit denen die Menschen Götter und mythische Wesen um Hilfe gegen Krankheiten, Unheil und feindliche Mächte baten. In einer geistlichen Handschrift des 10.Jhs. hat man in Merseburg die beiden Merseburger Zaubersprüche gefunden. In eindringlichen Stabreimversen wird die Befreiung von Gefangenen aus ihrer Haft und die Heilung des verletzten Beines eines Pferdes erfleht.

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Entscheidend für das gesamte geistige Leben des Abendlandes war die Regierungszeit Karls des Großen (768-814): Nach antiken Vorbildern sollten Wissenschaft, Kunst und Bildung wieder stärker gefördert werden. Die wichtigsten Gelehrten der Zeit sammelten sich um den Kaiser. Daher auch: Vita Caroli Magni (830) und Die Admonitio Generalis (789, s. S. 14), welches Karls bildungspolisches Programm beschreibt.

Ungefähr gleichzeitig mit dem Aussterben der Karolinger (911) und dem Beginn der Ottonenherrschaft brach deutschsprachige Literatur bis zur Mitte des 11.Jhs. ab. 150 Jahre lang war allein die lateinische Sprache literaturfähig und Latein blieb bis ins 17. Jahrhunderts die Sprache der Wissenschaft und Bildung.

Die erste deutsche Schriftstellerin war Hrosvith von Gandersheim, sie verfasste Legenden und Lesedramen in mittelateinischer Sprache. Aus dieser Zeit stammt auch Ruodlieb, der erste Roman in deutscher Sprache (Mitte 11. Jh.). Der Vefasser, ein Tegernseer Mönch, stellte seinen Helden als vorbildichen christlichen Ritter dar, der seine Erfahrungen mit dem Hofleben macht. Große Verdienste um die deutsche Sprache machte sich in dieser Zeit als einziger der Benediktiner Notker Labeo, der am Ende der althohdeutschen Epoche steht. Seine zahlreich überlieferten Übersetzungen und Kommentare sollten lateinische Bibel und Kirchentexte leichter verständlich machen. Notkers Hauptwerk Psalter zeugt von seiner Sorgfalt bei der Übertragung.

Nach der erwähnte Pause stand die Literatur in deutscher Sprache ganz im Zeichen der kirchlichen Reformbewegung. Es entstand eine neue Theologie, die sog. Scholastik. (Schulwissenschaft-Schulbetrieb- die auf eine antike Philosophie gestützte, christliche Dogemen verarbeitende Philosophie und Theologie des Mittelalters). Sie verstand die Weltgeschichte als Offenbarung Gottes und versuchte, die Glaubenswahrheiten mit Hilfe der Philosophie wissenschaftlich zu begründen. Die Literatur der Zeit bestand aus religiösen Gebrauchstexten. Sie wurden in deutscher Sprache verfaßt und sollten allen Schichten des Volks verständlich sein, um allen den rechten Weg zur Ewigkeit weisen zu können. Am Anfang dieser religiösen Dichtung steht das Ezzo-Lied (1063) eines Bamberger Domherrn, Ezzo. In dieser kurzen Weltchronik erscheint Gott als das rettende Licht aus Finsternis und Tod.

Im Laufe des 12. Jhs. wurde in der sogenannten vorhöfischen Dichtung die Betonung von Welt von weltlichen Abenteurern und ritterlichen Leben allmählich stärker. Der Akzent lag nicht mehr auf christlicher Lehre, sondern auf weltlichen (Epen).

In der Kaiserchronik (1150), der ersten deutschsprachigen Geschichtsdichtung in erzählender Form, sind geistliche Elemente mit weltlichen verbunden. Am Ende triumphiert das Christentum.

Nach französischen Vorlagen sind Alexanderlied des “Pfaffen Lampecht“ (1120-1150) und Rolandslied des „Pfaffen Konrad“ geschrieben. 

Berichte aus Italien, Frankreich und England, Erzählungen der Kreuzführer eigene und fremde Sagen, Märchen und Tatsachenberichte wurden in der Spielmannsdichtung zusammengestellt. Die Legendendichtung und vorhöfisch-heroische Literatur wurden in Verse gebracht und von den Spielleuten mündlich vorgetragen.

Hoch-und Spätmittelalter (1170-1500)

Bedeutung des Rittertums; Welt der Antike; Artuswelt; Liebesthematik im höfischen Roman; Minnensang; Städtekultur.

Heldenepik: das wichtigste Werk aus dieser Zeit ist das Nibelungenlied, um 1200 entstanden.

Während der Hälfte des 12.Jhts änderten sich die Verhältnisse innerhalb der Feudalklasse. Die Macht der territorialen Fürsten wuchs. Der niedrige Ritterstand wurde zu einer kulturbedeutenden Kraft. Diese Ritterklasse entwickelte ihre eigene Kultur - sie entstand vor allem in Frankreich und trug dort den höfischen Charakter. Die Dichter besangen die Heldentaten der Ritter und den sogenannten Mienedienst (Liebe)

Die deutsche Ritterliteratur und Kultur entwickelten sich im 12 Jh. Unter französischem Einfluss. Frankreich war das klassische Land des Feudalismus. Die Poesie des deutschen Rittertums hatte daher den Nachahmungs- und Übersetzungscharakter. Aber die besten deutschen Sänger schreiben auch eigene selbstständige Werke.

Der bedeutenste Minnesänger war neben Heinrich von Morungen oder Friedrich von Hausen Walther von der Vogelweide. Er lebte seit 1170 bis 1230. Seine ersten Gedichte waren im Stil des höfischen Minnesanges geschrieben. Später war seine Dichtung durch das Volkslied inspiriert. Die Helden seiner Lieder wurden keine vornehme Dame, sondern ein einfaches Mädchen aus dem Volke. Vogelweide besang die Liebe als echtes grosses irdisches Gefühl. Er schrieb auch politische Lieder.

Die Ritterliteratur entwickelte auch das Genre des Ritterromans. In jedem Roman wurde von verschiedenen Abenteuern erzählt. Der Ritterroman trägt wie die Ritterpoesie den Übersetzungs-oder Nachahmungscharakter. Siehe z. B. Hartmann von der Aue. Außer französischen Romanen „Erec“ und „Iwein“, die er ins Deutsche übersetzte, schrieb er eine selbstständige Erzählung „Der arme Heinrich“. 

Der nächste Dichter dieser Zeit ist Gottfried von Straßburg. Über seine Person wissen wir sehr wenig. Sein Name ist durch den Roman „Tristan“ bekannt.

Weiter entwickelte sich eine neue Art von Literatur, die mit der Städtekultur verbunden war. Es entwickelten sich Volksbücher und die politische Lyrik. Die sog. Meistersänger waren damals sehr präsent, es handelte sich in der Regel um Handwerker (Schneider, Schuhmacher, Schmiede). Ihrer Meinung nach sei die Dichtkunst eben ein Handwerk. Und jeder Handwerker kann die Dichtkunst erlernen und selbst schreiben.

Zu weiteren Zusammenhängen zur Literatur des Mittelalters siehe die "Deutsche Literatur in Epochen" (s. 11-38)